Interview mit Andrea Fanzun

Die Zindel United wurde von einer unabhängigen Jury für den Prix SVC nominiert. Dafür kann man sich nicht bewerben und deshalb nimmt es uns wunder, weshalb wir ausgewählt wurden. Um dies rauszufinden haben wir beim Jurypräsidenten des Prix SVC Ostschweiz, Andrea Fanzun, nachgefragt. Aus dem Interview entwickelte sich ein spannendes Gespräch über Unternehmertum in der Schweiz, Führungskompetenzen, Anekdoten zur Preisverleihung und zu guter Letzt erfuhren wir mehr über den Jury Präsidenten persönlich.

Wie wird man für den Prix SVC nominiert? 

Für den Prix SVC kann man sich nicht bewerben. Beim Prix SVC hat es eine Jury mit einem intakten Netzwerk in die Unternehmenswelt ihrer Regionen. Zu Beginn gibt es eine lange Liste von Firmen, die für einen solchen Preis in Frage kommen könnten. Es wird ausgewählt anhand verschiedener Kriterien. Über mehrere Runden bewertet die Jury die Unternehmen bis schlussendlich nur noch fünfzehn bis zwanzig Firmen in der engeren Auswahl stehen. Erst dann geht die Jury auf die Unternehmen zu und es entsteht ein Dialog.

Diese Firmen werden dann anhand von zwölf Kriterien beurteilt, welche fünf Firmen die Kriterien am besten erfüllen. Anschliessend folgt das Highlight für die Jury mit der Jury-Reise, bei der die fünf Finalisten während 90 Minuten Zeit haben, sich von ihrer besten Seite zu zeigen. Am Ende ergibt sich aus dieser Gesamtbeurteilung dann die Rangliste.

 

Für die Zindel United ist die Nominierung an sich bereits eine Ehre und ein Gewinn. 

Das ist garantiert ein Gewinn. Die Unternehmen sind der Jury aufgefallen durch ganz spezielle Angebote oder ein Alleinstellungsmerkmal in einer interessanten Branche, wo die Firmen zu den besten gehören. Und was ganz interessant ist, wenn man bei Unternehmen sieht, dass nicht nur «der Chef» als «Patron» die Firma repräsentiert, sondern die Verantwortung auf verschiedene Schultern verteilt wird. So stellt man fest, dass die Strukturen des Unternehmens nicht nur auf Papier und im Organigramm festgelegt sind, sondern im Alltag gelebt werden. Und am Ende des Tages kann man dann wirklich sagen, dass die Jury dadurch überzeugt wird.

 

Was ist das Ziel des Swiss Venture Clubs? 

Die Schweizer Unternehmenswelt lebt von Innovation, aber auch von Kontinuität. Eigentümergeführte KMUs bilden einen wesentlichen Teil der Schweizer Wirtschaft, man könnte fast sagen das Rückgrat der Schweizer Wirtschaft. Der SVC schafft ein Netzwerk, um diese Unternehmer untereinander in Kontakt zu bringen. So leistet der SVC einen Beitrag, um das Unternehmertum in der Schweiz zu fördern.

 

Sie sind Jury Präsident des Prix SVC Ostschweiz. Was haben Sie durch den Prix SVC schon erlebt?

Etwas ganz spezielles als Bündner ist, wenn man ab Sargans ins St. Galler Rheintal reinfährt und dann die Dichte an Firmen sieht, die im absoluten Highend Bereich tätig und zum Teil Weltmarktführer sind. Das ist schlicht und einfach eindrücklich. Das hatte ich vor dem Prix SVC nicht auf dem Radar.

Für uns Bündner ganz speziell ist, dass rund ein Drittel der Unternehmen im Tourismus tätig sind. Was mich sehr gefreut hat ist, wir konnten vier Firmen aus dem Kanton Graubünden und dem Tourismus zu den Finalisten hinzufügen obwohl sie nicht im Hightech Bereich tätig sind oder Weltmarktführer in ihrem Gebiet. Diese Unternehmen konnten überzeugen mit Unternehmertum, extrem viel Enthusiasmus, höchst professionell beim Füllen einer Marktlücke, das in der Schweiz etwas Spezielles darstellt. Das ist dann sehr schön, wenn man die Jury so kann überzeugen.

 

Hat es Personen gegeben, die Ihnen speziell geblieben sind?

Mit einem grossen Schmunzeln erinnere ich mich zurück an einen Finalisten, der auf der Bühne stand und sagte: «Ich trage das erste Mal wieder einen Anzug seit meiner Hochzeit». Es war auch ein Bündner.

 

Wie erleben Sie die Unternehmen in der Schweiz?

Ich denke die Schweizer Wirtschaft ist extrem stark, wenn man sich überlegt, was in den letzten Jahren passiert ist. Vor zehn Jahren hätte man noch gesagt, wenn es Deutschland schlecht geht, geht es der Schweiz ganz schlecht.

Wenn wir heute schauen, wo die Schweiz steht in einem Umfeld wo es Krieg gibt, Inflation hat, massive Verschuldungen gibt, dann sind unsere Unternehmen extrem stark unterwegs. Vor fünfzehn Jahren hatten der Euro und Dollar noch ganz andere Wechselkurse. Heute sind wir ein einer Situation wo wir damals nie gedacht hätten, dass das so funktioniert. Tatsache ist, dass die Firmen dank ihrer Effizienz und Präzision in diesem Umfeld immer noch fähig sind Top-Leistungen zu erbringen. Das ist sehr eindrücklich.

 

Sollten wir Schweizer stolzer, mutiger und extrovertierter sein? Oder ist es ein Qualitätsmerkmal von uns, dass wir sind wie wir sind (auch um das Klischee zu bedienen)?

Ich denke nicht, dass wir stolzer auftreten sollten. Eher sollten wir vermehrt Stolz darauf sein auf das, was wir haben, obwohl man das nicht unbedingt nach aussen zeigen muss. Mir gefällt es, dass der Schweizer mit einer gesunden Zurückhaltung weiss um das, was er kann und das, was er hat.

 

Nun möchten wir noch mehr über Sie persönlich erfahren. Sie haben eine sehr schöne Stimme, wie setzen Sie diese ein? 

Als Klosterschüler, vor ganz langer Zeit, habe ich im Klosterchor Disentis mitgesungen. Das habe ich als Hobby eine Zeit lang weitergeführt, bis ich meinte keine Zeit mehr dafür zu haben. Die Lautstärke der Stimme konnte ich in vielen Diensttagen (Militär) auch brauchen, aber im Büro jetzt nicht mehr.

 

Was für ein Führungsstil haben Sie? 

Das sollten wir meine Kollegen fragen. Ich denke ich habe einen partizipativen Führungsstil. Allerdings nicht demokratisch. Ich frage gern meine Kollegen, wie sie etwas finden. Dann entscheide ich und das ist dann Tatsache. In der Art der Zusammenarbeit ist es mir ein echtes Anliegen, kollegial zu sein und ich denke, das merkt man auch im Unternehmen. Wir sind offen und ehrlich und wenn etwas nicht passt, verlangen wir auch, dass darüber gesprochen wird.

 

Welche Eigenschaften an einem Menschen schätzen Sie sehr? 

Ich freue mich sehr, wenn jemand das Glas halb voll sieht und nicht halb leer. Es ist viel angenehmer mit Leuten zusammenzuarbeiten, die Chancen sehen anstatt nur Risiken oder etwas Schlechtes. Ich bin kein blauäugiger Optimist, aber ich gebe mir bei jeder Gelegenheit die Chance, das Positive daraus zu ziehen. Ich hoffe, dass man das merkt wenn man durch die Welt geht.

 

Ihnen steht zur Auswahl: 
Barfuss oder Wanderschuhe? Wanderschuhe.
Krimi oder Komödie? Krimi.
Meeresfrüchte oder Hummus? Meeresfrüchte.
Struktur oder Flow? Struktur.
Tee oder Kaffee? Kaffee.

 

Herzlichen Dank für das Gespräch.