Mig & Pips – Öffnungen zudecken

Der Abgrund

„Es war spät am Nachmittag. Die Baustelle war fast leer. Unten am Boden räumten die letzten Kollegen ihre Sachen weg und machten sich bereit, heimzufahren. Ich stand alleine oben auf dem Dach, schaute auf die Lichter, die sich in den nassen Strassen spiegelten, und erledigte noch einige Dinge, bevor auch ich endlich Feierabend machen konnte. Doch dann geschah es. Ich …“

„Was macht ihr beide denn hier?“, fragte Pips, als er gerade an Mig und dem Lehrling vorbeiging.

„Ich erzähle Nick von dem Tag, als wir uns …“

Okay“, sagte Pips, „wie oft willst du die Geschichte noch erzählen? Vergiss bitte nicht, die …“

„Ja ja“, unterbrach ihn Mig, „Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja! Ich ging also gerade vom Dach hinunter, um nach Hause zu fahren, und dann geschah es.“

Mig machte eine Pause und blickte sich um. „Mein nächster Schritt ging ins Leere. Ich versuchte noch, mich festzuhalten, griff mit beiden Händen ins Leere und fielfiel zwei Meter in die Tiefe.“

Nicks Augen wurden groß. „Nun sass ich dortganz alleine. Es dauerte nicht lang, bis ich aufhörte, nach Hilfe zu rufen. Alle – wirklich alle hatten die Baustelle verlassen und in der Ferne hörte ich ein Gewitter. Mit jedem Donnerschlag schien es näherzukommen. Ich spürte schon, wie die Luft sich veränderte, und betete, dass es nicht anfangen würde, zu regnen. Doch dann fiel der erste Tropfen auf meine Nase. Der zweite folgte kurz darauf und dann strömte es aus dem Himmel. Meine Füsse wurden nass und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis der Schacht mit Wasser volllaufen würde. Kurz bevor der Regen unter meiner Nase stand, kam die Rettung: Pips war zurückgekommen, weil er etwas vergessen hatte, sah ein Licht auf dem Bau und ging in meine Richtung. Noch einmal rief ich mit letzter Kraft, wobei sich mein Mund mit Regenwasser füllte. Ich spürte noch, wie Pips meine Hand nahm und dann wachte ich im Krankenhaus auf. Und das, Nick“, sagte Mig und legte seine Hand auf Nicks Schulter, „das ist der Grund, warum wir Schächte vernünftig absichern und abdecken.“ 

Verhindern, was verhindert werden kann!